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ELTERN – DOPPELKARRIERE – COACHING

Ich muss los, das Leben ruft! Das pralle, bunte, schreiend laute Leben!“ schreibt die Schriftstellerin Zsuzsa Bánk (2019)  in ihrem Roman „Schlafen werden wir später“. Eine der beiden Schlüsselfiguren in dem Roman lebt mit ihrem Mann und drei Kindern in einer Großstadt. Ihre Familie schenkt ihr immer wieder auch einen mehr oder weniger erfüllenden Reichtum. Gleichzeitig kämpft sie für ihre berufliche Arbeit gegen Widrigkeiten des Alltags.     

 

Wie vereinbaren Sie Familie und Beruf?

Familienfreundliche politische Maßnahmen und Unternehmen mit familienfreundlicher Arbeitsgestaltung und Personalpolitik nehmen immer mehr zu. Der Fachkräftemangel drängt Unternehmen häufiger, „Machbarkeitszenarien“ für arbeitsorganisatorische Anforderungen sowie für den Personaleinsatz neu zu denken und umzusetzen. Jedoch bleiben Paare, die Doppelkarieren anstreben, immer noch häufig auf sich allein gestellt. Wenn beide Elternteile einen gleichwertigen beruflichen Anspruch haben und diesen auch gleichberechtigt umsetzen möchten, bedarf es für Beruf und Familie mehr als wertvolle, kreative Ideen.

 

Welche relevanten Handlungsstrategien und To-dos haben Sie sich für Ihre Doppelkariere erarbeitet?

  • Wie soll Ihr  Familien- und Berufsalltag zukünftig aussehen?
  • Welcher Elternteil übernimmt wann die Betreuung Ihres Kindes bzw. Ihrer Kinder?
  • Wie viele Arbeitsstunden sind für Sie beide wirtschaftlich realistisch?
  • Wie ausgewogen und gleichwertig können Sie als Paar Ihre Berufe, Familie, Partnerschaft und nicht zuletzt auch Ihre eigenen Bedürfnisse verwirklichen?

 

Hinzu kommen mögliche Barrieren und Hemmnisse, wie verdeckte tradierte Muster, ggf. auch missbilligende gesellschaftliche Haltungen, eigene Vorstellungen von einer „romantischen“ Liebe bzw. von der zu erwartenden Ruhe, den Feierabend, und last but not least, das partnerschaftliche Verhältnis vom Geben und Nehmen mit fairer Aufgaben- und Zeitverteilung. Das sind nur einige zu klärende Fragen, die Ihnen als Doppelkarrierepaar begegnen.

 

Familienleben und -arbeit fordern in der Regel Ihre hohe Einsatzbereitschaft und viel Engagement. Diese Hingabe benötigen Sie auch für Ihre beruflichen Karrieren. Dabei ist Zeit vermutlich eine Ihrer knappsten Ressourcen und hart und mit Herzblut zu arbeiten, kann glücklich machen, wenn die Rahmenbedingungen stimmen.

 

Und zum Gelingen…?

Für diese Lebensform, zwei Berufskarrieren mit einem Familienleben zu vereinbaren, sind Modellvorbilder eher rar. Daher müssen Eltern – wenn sie keine oder kaum Unterstützungsangebote wahrnehmen – mehr oder weniger eigenständig nach Möglichkeiten suchen, berufliche und private Wünsche, Ziele, miteinander in Einklang zu bringen. Aus dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2021) kommt die Empfehlung, familienorientierte Unternehmenskulturen durch flexible Arbeitszeiten Rahmenbedingungen zu schaffen bzw. zu stärken. Auch wenn es Strukturen gibt, die sich offenbar gegenwärtig nicht verändern lassen; Behalten Sie als Paar Ihren Mut, eigene sowie gewohnte Haltungen zu hinterfragen und über Ihre Doppelkarriere nachzudenken. Es kann sich lohnen. Mit Veränderungsbereitschaft und das Annehmen von Unterstützungsangeboten, können Sie Entlastung schaffen. Außerdem  geht es nicht nur darum, Ihren Erfolg zu optimieren, sondern auch grundsätzlich mehr Lebensqualität zu empfinden. (vgl. Schreyögg, 2013). 

 

Über Doppelkarrieren wurde häufig im Rahmen von abhängiger Beschäftigung geforscht. Ein bisher eher wenig beachtetes Thema über die berufliche Karriere, insbesondere von Frauen, ist die Freiheit in der Arbeitsgestaltung und der beruflichen Autonomie. Denn neben Rollenmustern sind es auch häufig arbeitsorganisatorische Anforderungen, die oft Möglichkeiten einer Doppelkarriere im Wege stehen können. Die Forschenden König, Cesinger, Langhauser, Leicht  (2012 a,b,), kommen in ihrer Studie zu dem Ergebnis, dass Eltern öfter eine Doppelkarriere realisieren könnten, wenn beide selbstständig seien bzw. mindestens einer der Elternteile einer Selbstständigkeit nachgehe. So seien mit einer Unternehmensgründung sowohl beruflich als auch privat größere Entscheidungs-, Verhandlungs- und Gestaltungsmöglichkeiten gegeben, als in einer angestellten Beschäftigung. Die Autorinnen Zeisler und Robles Salgado (2021) sehen für Selbständige ebenfalls häufiger mehr Flexibilität und Selbstbestimmung. Jedoch führen sie aus, dass Selbständigkeit öfter auch bedeute, zu „unüblichen“ Zeiten zu arbeiten und die soziale Absicherung in einer höheren persönlichen Verantwortung läge.   

 

Für Paare, die eine Familie gründen oder Familie bereits leben, kann es hilfreich sein, frühzeitig Fragen der elterlichen Rollenverteilung und Kinderbetreuung zu klären. Auch gemeinsam zu überlegen, wie diese zu ihren individuellen Lebenswegen passen und welche Handlungsstrategien sich daraus ergeben können. Übrigens trifft das genauso für Eltern zu, die sich trennen möchten.

 

Gleichberechtigt zu sein heißt nicht unbedingt für beide Elternteile jeweils genau die Hälfte. Finden Sie für sich heraus, welcher Weg sich gerecht und gut anfühlt. Letztendlich ist es entscheidend, dass es viele Möglichkeiten für ein spannendes und gutes Leben gibt, in der nicht nur Sie als Eltern, sondern Ihre gesamte Familie mehr positive Lebensqualität empfinden kann.    

 

 

Quellen:

Bánk, Z. (2019). Schlafen werden wir später (2. Auflage). Frankfurt am Main: Fischer.

Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) (2021). (HRSG.) Neunter Familienbericht. Eltern sein in Deutschland – Ansprüche, Anforderungen und Angebote bei wachsender Vielfalt (Online). URL: https://www.bmfsfj.de/ bmfsfj/ service/publikationen/neunter-familienbericht-eltern-sein-in-deutschland--179394. [28.09.21]

König, S,  Cesinger, B., Langhauser, M., Leicht, R. (2012a). Erfolg ist, wenn beide Karriere machen. Ergebnisse aus dem Projekt. Durch Selbständigkeit zur Doppelkarriere? Berufs-, Partnerschafts- und Lebenskonzepte erfolgreicher Gründerinnen., Teil I. Über Karriereerfolg im Partnerschaftskontext. Hohenheim: Institut für Mittelstandsforschung, Universität Mannheim, Stiftungslehrstuhl Entrepreneurship der Universität Hohenheim.

König, S, Cesinger, B., Langhauser, M., Leicht, R. (2012b). Vereinbarkeit bedeutet, seine eigene Karriere mit der Karriere des Partners abzustimmen und noch Zeit für die Familie zu haben, Ergebnisse aus dem Projekt „Durch Selbständigkeit zur Doppelkarriere? Berufs-, Partnerschafts- und Lebenskonzepte erfolgreicher Gründerinnen“, Teil II: Über Vereinbarkeit in Karrierekontext. Hohenheim: Institut für Mittelstandsforschung, Universität Mannheim, Stiftungslehrstuhl Entrepreneurship der Universität Hohenheim.

Schreyögg, A. (2013). Familie trotz Doppelkarriere. Vom Dual Career zum Dual Care Couple. Wiesbaden: Springer VS.

Zeisler, M., Robles Salgado, I. (2021). Fifty-fifty-Eltern. Hannover: Humboldt.

 

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